Beiträge zum Thema “Kunstfreiheit”
Ein fatales Recht
Der Bundesgerichtshof hat festgestellt, dass die Verwetungsgesellschaft Wort keine Gelder mehr pauschal an Verlage ausschütten darf. Damit hat das Gericht festgestellt, dass die jahrelange Praxis der Gesellschaft, die Hälfte ihrer Einnahmen pauschal an die Verlage auszuschütten, rechtswidrig war.
In der Zeit findet Wiebke Porombka das fatal. Und zwar weil ich ein kulturloser Analphabet bin. Aber von Anfang:
Martin Volgel, in Autor wissenschaftlicher Werke hatte gegen die Praxis geklagt. Die VG Wort war durch alle Instanzen gegangen, und hat nun verloren. Je nachdem inwieweit Autoren nun Rückforderungen stellen kann das für Verlage teuer werden. Nicht nur fehlen Einnahmen, auf die man sich bisher verlassen konnte, es könnte auch zu Rückforderungen kommen, die für manchen Verlag existenzbedrohend sein können. So sieht es zumindest die Verlagsbranche, für die Frau Prorombka kommentiert. DaS Horrorszenario dürfte allerdings arg übertrieben sein. Kaum ein Autor wird den Verlag in den Ruin treiben, der seine Bücher verkauft. Schließlich beißt man nicht die Hand die einen füttert. Es wird Verhandlungen geben, und einen Kompromiss, mit dem am Ende alle leben können.
Elektronischer Nachzehrer
Der Bremer Weser-Report, das nach eigenen Angaben auflagenstärkste Anzeigenblatt in Bremen, hat im redaktionellen Teil in der heutigen Aufgabe mit einem Bericht über ein Kunstprojekt aufgemacht, für das der Bremer Kunststudent Dennis Siegel den Kunstpreis der Hochschule für Künste in Bremen bekommen hat.
Das Projekt heißt Electromagnetic Harvester, und es handelt sich dabei um ein Gerät, dass elektromagnetische Strahlung auffängt, und die Energie verwendet um einen Akku aufzuladen. Laut Webseite will Siegel damit auf die allgegenwart elektrischer Systeme in unserer Gesellschaft hinweisen, und deren Bedeutung herausstellen. Für ein Kunstprojekt ist die wachsensde Technisierung unserer Welt und der Umgang damit, ein dankbares Thema.
Word is out
Seit ein paar Jahren streiten die Google-Tochter YouTube und die deutsche GEMA um Verwertungsrechte an Videos, und deren Vergütung. Zusammengefasst gehet es dabei darum, dass YouTube der GEMA die Zahlung einer Pauschale anbietet, die GEMA aber einen Satz von 0,6 Cent pro Abruf eines Videos haben möchte.
Nun hat das Landgericht Hamburg in erster Instanz dazu entschieden (PDF). Im Wesentlichen sieht das Gericht YouTube als sog. mittelbaren Störer, nicht -wie die GEMA es gerne gehabt hätte- als Täter. Rechtsanwalt Thomas Stadler hat zu der juristischen Seite eine lesenswerte Einschätzung abgegeben.
Im Schatten des Vampirs
Gestern hat unsere Koalition beschlossen, das bereits 2009 in die Koalitionsvereinbarung eingefügte Leistungsschutzrecht für Presseverleger in Gesetzesform zu gießen. Wenn das so durchkommt wie von den Verlegern und der Bundesregierung vorgesehen, müsste ich für den Link auf Kai Biermanns lesenswerten Kommentar in der Zeit wohl bald tief in die Tasche greifen. Das zitieren und Verlinken von Presseartikeln soll nämlich, geht es nach den Plänen der Koalition, bald kostenpflichtig werden.
Schlimmer noch: Da durch ein Leistungsschutzrecht nicht mehr die Schaffung des Artikels an sich, sondern der Inhalt einer Meldung schützbares Rechtsgut wird, kann letztlich derjenige, der den umgefallenen Blumenkübel als erstes meldet, von allen anderen Geld verlangen. Auf die nächste Abmahnwelle gegen kleine Seiten und Blogs darf man sich also schon freuen.
Heuchelei der Medien
In Ägypten ist Revolution. Gerade vom Joch Hosni Mubraraks befreit, hoffen viele Ägypter jetzt auf die ersten freien Wahlen, bei Protesten gegen den Militärrat kamen in den vergangenen Tagen über 20 Menschen ums Leben. Neben diesen diesen Ereignissen fällt die Aufregung um ein Bild geradezu lächerlich aus. Dennoch diskutieren tausende Ägypter, aber auch Menschen aus aller Welt derzeit über ein Foto.
Es zeigt eine junge Frau, die 20-jährige Alia Magda al-Mahdi, in einem Akt. Die junge Frau hatte das Bild aus Protest gegen die Beschneidung der Kunstfreiheit in ihrem Blog veröffentlicht. Während Konservative und Islamisten sie verfluchen, und sogar Anzeige erstattet haben, jubeln liberale Kräfte und Frauenverbände ihr zu, und loben ihren Mut.