Zu den Attacken in Norwegen
Von jali
Aktuell spricht die Presse von inzwischen schon 84 Toten allein bei dem Angriff auf der Insel Utøya. Zusammen mit den Toten von Oslo sind das jetzt 91 Todesopfer, die zu beklagen sind.
Für Norwegen ist dieses, man kann es nicht anders nennen, Massaker ein Trauma von der Größe der Anschläge vom 9. September 2001 in New York. Dennoch erscheinen die Hintergründe andere zu sein. Nach bisherigen Informationen war hier ein Einzeltäter am Werk, der offenbar aus rechtsradikalen Kreisen stammt. Es ist möglich, dass der Täter es auch auf Premierminister Jens Stoltenberg abgesehen hatte, der eigentlich nach Utøya hätte kommen sollen, und auch in Oslo ein Büro hatte, das bei dem Bombenanschlag zerstört wurde. Vergleiche zu den Anschlägen von Oklahoma City drängen sich auf.
Unter anderem heißt es bei der BBC nun, die Norweger seinen naiv gewesen, weil sie eine derartig offene Gesellschaft haben, in der Politiker, sich mit minimalem Schutz unter der Bevölkerung bewegen. Der Park um den Königspalast ist ein öffentlicher Park, und wer Glück hat, kann die königlichen Hoheiten ganz nah und in Farbe kommen und gehen sehen.
Niemand schließt in Norwegen sein Haus ab, und die wenigsten Grundstücke sind eingezäunt. Das allemansretten, das Jedermannsrecht, erlaubt es jedem, Wald und Wiesen zu betreten, und die Früchte der Natur zu genießen, unabhängig davon, wem das Land gehört. Diese Transparenz und Offenheit sollte man aber nicht mit Naivität verwechseln: Die Norweger ist ein durch und durch politisiertes Volk, politische Partizipation gehört quasi zum guten Ton. Diese Art zu leben ist eine ganz bewusste Entscheidung.
Diese Art zu leben war wohl auch das Ziel der Anschläge. Jens Stoltenberg verteidigte diese Werte heute mit den Worten:
The answer to violence, is even more democracy. Even more humanity
Ich hoffe die Norweger finden die Kraft mit dieser Tragödie umsichtig umzugehen, und sich nicht vom Terror einiger weniger ihre Freiheit nehmen zu lassen.