Alles Nazis – überall
Der MSPr0 hat in seinem Blog einen Rant über die FSA am letzten Samstag geschrieben. Die einzelnen Kritikpunkte zur Veranstaltung kann nicht wirklich beurteilen, ich bin dieses Jahr nicht dabei gewesen, weil ich dieses Wochenende noch damit beschäftigt war, wieder auf der richtigen Straßenseite zu fahren.
Neben diversen Sachen, die MSPr0 ankotzen stört er sich an dem Datenkraken:
Klar, die Datenkrate der Digitalcourage, die immer noch nicht verstanden hat, was struktureller Antisemitismus ist, durfte nicht fehlen.
Wahlbetrug in Deutschland?
Die Alternative für Deutschland rüstet sich verbal scheinbar schon mal dafür, am 22. September an der 5%-Hürde zu scheitern. Auf Facebook und anderen werden unter anderem Links wie dieser verbreitet, die belegen sollen, dass in Deutschland in großem Stil Wahlbetrug betrieben wird, um den Einzug misliebiger Parteien (als solche sieht sich die AfD) in das Parlament zu verhindern.
Nun ist es unbestreitbar so, dass die Briefwahl fehleranfälliger ist, als die Wahl im Wahllokal. Sie ist auch nur als Notmöglichkeit vorgesehen, die Bürger nutzen können, die aus irgendwelchen Gründen nicht selber zur Wahl gehen können.
Warum verschlüsselung nicht funktioniert – und warum wir es trotzdem tun sollten
Helge Städtler hat gestern in seinem Blog einen Rant geschrieben, in dem es in wesentlichen darum geht, wieso Verschlüsselung nicht funktioniert, und die Nerdkultur irgendwie schuld daran ist. Auch wenn ich ihm in einigen Punkten zustimme, will ich das nicht ganz unwidersprochen lassen.
Städler führt im wesentlichen zwei Argumente ins Feld:
- Verschlüsselung funktioniert nicht, weil sie zu kompliziert ist, und sie deswegen keiner nutzt.
- Verschlüsselung löst das Problem nicht, weil es sich um ein gesellschaftliches bzw. politisches Problem handelt, und man solche Probleme nicht mit Technik lösen kann.
Das erste Argument hat meine Zustimmung: Verschlüsselung ist kompliziert. Es handelt sich immerhin um hoch-komplexe mathematische Verfahren, die in der Tat für den Laien nicht leicht nachzuvollziehen sind. Dass das in der Praxis dazu führt, dass Verschlüsselungssoftware umständlich zu handhaben ist, ist t keine Entschuldigung. Städtlers Forderungen nach Transparenz und Einfachheit gleichzeitig sind allerdings unerfüllbar. Städtler schreibt:
Im Neuland
Das Internet ist für uns alle Neuland
Diesen denkwürdigen Satz hat Bundeskanzlerin Angela Merkel gestern beim Staatsbesuch von US-Präsident Barak Obama gesagt.
Zwanzig Jahre nach Helmut Kohls Feststellung Datenautobahnen seien Ländersache, bleibst festzustellen, dass die Bundesregierung immer noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen ist, und es am Willen mangelt, sich mit netzpolitischen Themen auseinanderzusetzen.
Die Reaktion im Netz kam prompt, und erwartbar: Unter dem Hashtag #Neuland werden jede Menge mehr oder minder lustige Sprüche über Merkel ausgetauscht. Hohn uns Spott seitens der Netzgemeinde werden laut.
Rassismus “Rassismus” nennen, und trotzdem weiterdenken
Achtung: Dieser Beitrag enthält Beispiele für rassistische Sprache und Schilderungen körperlicher Übergriffe!
Ich bin in der vergeangenen Woche über einen Beitrag von Anatol Stefanowitsch im Sprachlog gestolpert, der mich etwas nachdenklich gemacht hat. Die Süddeutsche Zeitung hatte über einen Fall berichtet, bei dem vier Marinesoldaten einen Vorgesetzen aus seiner Koje geholt haben, ihn mit Klebeband und Spanngurten an einen Tisch gefesselt, und dem Mann, der Deutscher ist, aber Thailändische Vorfahren hat, unter anderem den Spruch “Hier wohnen die Mongos” auf den Körper gemalt hatten.
Elektronischer Nachzehrer
Der Bremer Weser-Report, das nach eigenen Angaben auflagenstärkste Anzeigenblatt in Bremen, hat im redaktionellen Teil in der heutigen Aufgabe mit einem Bericht über ein Kunstprojekt aufgemacht, für das der Bremer Kunststudent Dennis Siegel den Kunstpreis der Hochschule für Künste in Bremen bekommen hat.
Das Projekt heißt Electromagnetic Harvester, und es handelt sich dabei um ein Gerät, dass elektromagnetische Strahlung auffängt, und die Energie verwendet um einen Akku aufzuladen. Laut Webseite will Siegel damit auf die allgegenwart elektrischer Systeme in unserer Gesellschaft hinweisen, und deren Bedeutung herausstellen. Für ein Kunstprojekt ist die wachsensde Technisierung unserer Welt und der Umgang damit, ein dankbares Thema.
Youth of today
Manchmal ist die Welt besser als man denkt. Noch letzte Woche habe ich mal wieder vor den Zeitschriftenregalen im Supermarkt gestanden, und mich gewundert. Darüber für wie blöd die Verlage offenbar ihre Leser halten. Besonders wenn man mal in einer der sog. “Frauenzeitschriften” blättert. “Interessieren sich Frauen wirklich ernsthaft für den Blödsinn, der da drin steht?” frage ich mich dann immer. Nun gibt es bestimmt Frauen, die sich für Mode und Starklatsch interessieren (es gibt ja auch Männer, die sich für Fußball und Autos interessieren, und das ist genauso Klischee). Die ZDF-neo Redakteurin Inga Weßling hat in einem launigen Beitrag neulich versucht die “Beauty und Wellnesstipps” aus solchen Zeitschriften mal auszuprobieren. Leider fehlten mir da etwas die kritischen Worte zu all dem esoterischen Unfug, der in diesen Zeitschriften steht. Die Journalistin Magarete Stokowski vermeinte in der taz bereits eine faschistische Grundhaltung in solchen Zeitschriften auszumachen. Das halte ich für zu viel Ehre, angesichts des hirnlosen Blödsinns der den Großteil des Inhalts ausmacht, aber das Prädikat sexistische Kackscheiße verdienen die meisten Zeitschriften mit Leichtigkeit.
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Gerade hat Netzpolitik.org ein Papier (pdf) der Musikindustrie veröffentlicht, dass eigentlich geheim bleiben sollte. Laut dem Artikel bei Nettzpolitik wurde das Papier versehentlich veröffentlicht.
Eigentlich steht da auch nichts drin, was wir nicht schon längst wüssten. Die Wunschliste der Musikindustrie umfasst von Netzsperren bis Deep Packet Inspection und Klarnamenzwang alles was die feuchten Überwachungsträume hergeben.
Eines findet sich in den Papieren allerdings nicht: Die Forderung nach kundenfreundlichen Plattformen für Menschen, die sich Musik auf legalem Wege beschaffen wollen.
Word is out
Seit ein paar Jahren streiten die Google-Tochter YouTube und die deutsche GEMA um Verwertungsrechte an Videos, und deren Vergütung. Zusammengefasst gehet es dabei darum, dass YouTube der GEMA die Zahlung einer Pauschale anbietet, die GEMA aber einen Satz von 0,6 Cent pro Abruf eines Videos haben möchte.
Nun hat das Landgericht Hamburg in erster Instanz dazu entschieden (PDF). Im Wesentlichen sieht das Gericht YouTube als sog. mittelbaren Störer, nicht -wie die GEMA es gerne gehabt hätte- als Täter. Rechtsanwalt Thomas Stadler hat zu der juristischen Seite eine lesenswerte Einschätzung abgegeben.
Replik auf einen offenen Brief
Sehr geehrte Tatort-Autoren,
Ich habe lange überlegt, ob ich auf ihren polemischen offenen Brief überhaupt antworten soll (das meine Überlegungen gelesen werden, davon gehe ich im Moment auch nicht aus, Sie werden sicher gerade mit Post überschwemmt).
Mich hat Ihr Schreiben, bei allem Verständnis für Ihre Sorgen, zunächst mal verärgert. Ich frage mich selber, warum ich mich von Ihrem Text, und vergleichbaren Texten so angegriffen fühle. Auf den ersten Blick brauche ich mir den Schuh gar nicht anzuziehen, ich lade keine Filme oder Musik bei Rapidshare herunter, sondern bei Amazon.de, und lese Bücher auf gedrucktem Papier. Ich bezahle sogar ganz brav meine Rundfunkgebühren, obwohl ich eigentlich gar kein Fernsehen schaue. Trotzdem fühle ich mich von Ihrem Schreiben angesprochen.