Beiträge zum Thema “Allgemein”
Für und Wider der Cookie-Entscheidung des EUGH
Der EuGH hat in der vergangenen Woche in einer aufsehenerregenden Entscheidung entschieden, dass die deutsche Umsetzung der sog. “Cookie-Richtlinie” nicht den Bestimmungen des Europarechts entspricht.
Laut dem Telemediengesetz ist es derzeit ausreichend, wenn Benutzer über die Speicherung von Cookies nur informiert werden, das Gericht verlangt eine ausdrückliche Zustimmung durch die Benutzer*in.
Auslöser war eine Klage des Vereins Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) gegen den Gewinnspielanbieter Planet49. Dieser verwendet auf seiner Seite Cookies zum Tracking, hat aber das Häkchen, das anzeigt, dass die Anwenderin mit der Speicherung der Cookies einverstanden ist bereits vorausgefüllt. Somit war von Benutzerseite eine Aktion erforderlich um das akzeptieren der Cookies zu unterbinden.
Wahlhelfen Nachlese
Fast geschafft. Nach nunmehr einer Woche müssen bei der Bremer Bürgerschaftswahl nur noch die verbleibenden Bezirke der Beiratswahlen ausgezählt werden.
Nach der langen Arbeit mit dem Stimmzettelheft der Bügerschaftswahl, ist das fast schon leichtfüßig, weil es so erfreulich schnell geht. Immerhin gibt es im Vergleich zur Bürgerschaftswahl nur 1-6 Wahlvorschläge pro Liste und das Heft hat nur wenige Seiten. Und nicht 24.
Wie die Wahl abläuft hatte ich ja in dem Beitrag Wahlhelfen schon näher beschrieben.
Wahlhelfen
Am 26.04. sind Europawahlen. In meiner Heimatstadt Bremen sogar noch mehr. Hier ist Superwahltag.
Die Bremer*innen stimmen an diesem Tag nicht nur über ihre Europaabgeordneten ab, sondern auch über die Bürgerschaft
(den Landtag in Bremen), das Stadtparlament und die kommunalen Beiräte. Dieses Jahr kommt obendrein noch eine Volksabstimmung hinzu. Abgestimmt werden soll ob das Gelände der ehemaligen Galopprennbahn für die Bebauung freigegeben werden soll, oder in eine öffentliche Grünfläche umgewandelt wird. Dazu kommt das recht komplizierte Bremer Wahlrecht, dass zwar deutlich fairer ist, als das klassische Wahlrecht, aber
eben auch sehr viel mehr Aufwand beim Auszählen macht.
DGSVO – Der große Wurf?
Kaum ein Thema hat die Netzgemeinde in den letzten Wochen so in Atem gehalten wie die neue Datenschutz Grundverordnung der Europäischen Union. In der Folge ihres Inkrafttretens haben viele kleine Blogger in schierer Panik ihre Blogs geschlossen, Accounts gelöscht und dies medienwirksam mitgeteilt.
Manche Anwälte wittern das große Geschäft mit Beratungsleistungen, und die Abmahnindustrie reibt sich auch schon die Hände.
Die Befürworter der DGSVO dagegen behaupten, es gäbe überhaupt kein Problem.
Beides stimmt so sicher nicht. Fest steht, viele Menschen sind verunsichert, und die derzeit geführte Debatte über die DSGVO oft eher auf diffusen Gefühlen aufbaut, als auf tatsächlichen Fakten.
Requiem für den Rechtsstaat
Am 22. Juni 2017 hat der Bundestag, mit den Stimmen der Großen Koalition, das wohl umfassendste Überwachungspaket in der Geschichte der Bundesrepublik von Stapel gelassen.
Das Gesetz ist eine, eigentlich harmlos anmutende, Änderung der Strafprozessordnung. Darin werden viele sinnvolle Dinge geregelt, viele Kleinigkeiten, und eben auch der gróßte Lauschangriff aller Zeiten.
Schon allein, wie das Gesetz in den Bundestag eingebracht wurde, ist ein Skandal: In letzter Minute wurde das scheinbar harmlose Gesetz um die “Quellen-TKÜ” und die sog. “Online-Durchsuchung” erweitert. Dadurch wurde die, eigentlich dringend notwendige, öffentliche Debatte über das Thema weitgehend unterbunden. Inhaltlich steht dem Gesetz die Verfassungswidrigkeit auf den Umschlag geschrieben: Dem Staat soll es nun ermöglicht werden, auf Computern Verdächtiger Spionagesoftware zu installieren, um Nachrichten von WhatsApp, oder E-Mails noch vor der Verschlüsselung auslesen zu können (“Quellen-TKÜ”), sowie die Festplatten von Verdächtigen zu durchforsten (“Online-Durchsuchung”).
Sänk ju for träwelling with Deutsche Bahn
Ich habe an diesem Wochenende mal wieder eine Bahnreise unternommen. Vor kurzem habe ich das, ohnehin kaum noch genutzte, Auto abgeschafft, sodass entweder ein Mietwagen in Frage kommt, oder die Bahn.
Nun habe ich gerade erst eine Bahnreise durch Großbritannien gemacht, bei der ich mit einem Britrail-Ticket drei Wochen lang duch das Königreich gereist bin. Dadurch habe ich einen direkten Vergeleich, wenn ich jetzt hier in Deutschland unterwegs bin.
Großbritannien ist ja bekanntlich das Heimatland der Eisenbahn, und nirgendwo gibt es so viele Eisenbahnfans wie dort. In keinem anderen Land der Welt dürfte Trainspotting, also das beobachten vorbeifahrender Züge, als ernstzunehmendes Hobby gelten. Nun beklagen sich die Briten immer gerne, dass ihr geliebtes Bahnnetz in den 1960er Jahren, im Zuge der Modernisierung unter Dr. Richard Beeching ziemlich kaputt gespart wurde. Da ist was dran, zwar wurden die alten Dampflokomotiven ausgemustert, und durch moderenere Diesel- und Elekroloks ersetzt, es wurden aber auch viele Nebenlinen stillgelegt, sodass Teile des Landes vom Eisenbahnnetz plötzlich abgeschnitten waren.
Ein fatales Recht
Der Bundesgerichtshof hat festgestellt, dass die Verwetungsgesellschaft Wort keine Gelder mehr pauschal an Verlage ausschütten darf. Damit hat das Gericht festgestellt, dass die jahrelange Praxis der Gesellschaft, die Hälfte ihrer Einnahmen pauschal an die Verlage auszuschütten, rechtswidrig war.
In der Zeit findet Wiebke Porombka das fatal. Und zwar weil ich ein kulturloser Analphabet bin. Aber von Anfang:
Martin Volgel, in Autor wissenschaftlicher Werke hatte gegen die Praxis geklagt. Die VG Wort war durch alle Instanzen gegangen, und hat nun verloren. Je nachdem inwieweit Autoren nun Rückforderungen stellen kann das für Verlage teuer werden. Nicht nur fehlen Einnahmen, auf die man sich bisher verlassen konnte, es könnte auch zu Rückforderungen kommen, die für manchen Verlag existenzbedrohend sein können. So sieht es zumindest die Verlagsbranche, für die Frau Prorombka kommentiert. DaS Horrorszenario dürfte allerdings arg übertrieben sein. Kaum ein Autor wird den Verlag in den Ruin treiben, der seine Bücher verkauft. Schließlich beißt man nicht die Hand die einen füttert. Es wird Verhandlungen geben, und einen Kompromiss, mit dem am Ende alle leben können.
Fastpath to Bullshit
Kaum hatte das Europäische Parlament die neue Richtline zur Netzneutralität abgesegnet, die viele Schlupflöcher lässt, hat die Deutsche Telekom angekündigt jetzt richtig absahnen zu wollen.
Im Handelsblatt erklärte Telekom Chef Höttges
„Gerade Start-ups brauchen Spezialdienste, um mit den großen Internetanbietern überhaupt mithalten zu können.“
Interessant ist, das Höttges in dem Gespräch ausgerechnet mit Online-Spielen argumentiert.
„Das fängt bei Videokonferenzen und Online-Gaming an und geht über Telemedizin, die automatisierte Verkehrssteuerung und selbststeuernde Autos bis zu vernetzten Produktionsprozessen der Industrie.“ Gemeinsam hätten diese Dienste, dass sie andere, teilweise höhere Qualitätsanforderungen haben als das einfache Surfen oder die E-Mail, die auch ein paar Millisekunden später ankommen könnten. Dagegen sollte „eine Videokonferenz beispielsweise auch zu Stoßzeiten im Netz nicht ins Stocken geraten. Deshalb muss die Möglichkeit bestehen, dass die Daten empfindlicher Dienste im Stau Vorfahrt bekommen“.
Das Schweigen der Merkel
Das Feuer breitete sich rasend schnell aus, in dem Flur des Einfamilienhauses in der Unteren Wernerstraße. In dem alten Gemäuer war viel Holz verbaut, und die Brandstifter hatten mit reichlich Benzin dafür gesorgt, dass das Feuer genug Zeit und Nahrung hatte, sich über das gesamte Gebäude auszubreiten.
Fünf Menschen starben in dem flammenden Inferno vor mehr als mehr als 22. Jahren, das jüngste Opfer war gerade mal vier Jahre alt. Der grauenvolle Brandanschlag auf das Haus der Familie Genç im nordrhein-westphälischen Solingen am 28. Mai 1993 stellte den Höhepunkt einer Serie rechtsextremer Brandanschläge dar, die insgesamt sieben Todesopfer gefordert hatte; bereits im November 1992 waren in einem Haus im schleswig-holsteinschen Mölln zwei Menschen ums Leben gekommen.
Grob unterschätzt
Bundesjustizminister Heiko Maas geht auf Distanz zu seinem Generalbundesanwalt. Damit ist er im politischen Berlin derzeit nicht der einzige. Nachdem am vergangenen Donnerstag (30.06.2015) bekannt wurde, dass der Generalbundesanwalt Harald Range Ermittlungen gegen die Betreiber und Autoren des Blogs netzpolitik.org aufgenommen hat, beeilt sich nahezu jeder in der Berliner Regierung die Hände in Unschuld zu waschen.
Die immer neuen Enthüllungen aus den Snowdon-Dokumenten können dem politischen Berlin inzwischen nur noch ein Achselzucken abringen, davon, dass es normal ist, dass der Geheimdienst einer befreundeten Nation die Telefone der Spitzenpolitiker abhört, hat man das Volk ja inzwischen überzeugt. Dass die eigenen Geheimdienste dabei helfen, sitzt man auch aus. Längst beherrschen die täglich neuen Enthüllungen nicht mehr die Titelseiten, sondern landen, abgeschlagen und oft kaum beachtet unter “Politik”, “Kultur” oder “Technik” auf den Seiten 3 bis 20 der Tageszeitungen.
Untote leben länger
Ich habe mich ja zu dem Neuentwurf zum Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung bislang hier noch nicht geäußert. Nicht weil ich plötzlich dafür wäre, sondern weil mir beim besten Willen nichts mehr einfällt, was ich dazu noch schreiben könnte.
Alle Argumente sind bereits gesagt, die Mythen längst wieder und wieder widerlegt.
Nachdem, dank Netzpolitik.org, der aktuelle Referentenentwurf für ein neues Gesetz geleakt (pdf) ist, bin auch ich der Aufforderung nachgekommen, eine Mail an meinen Bundestagsabgeordneten zu schicken. Ich möchte mich der Aufforderung von Vera Bunse anschließen: Macht das auch! Nur wenn die Abgeordneten wissen, dass ihre Wähler die VDS nicht wollen, werden sie dagegen stimmen!
Wahlhilfe mal praktisch
Nachdem ich ja gestern etwas gerantet habe, über das rumgehacke auf den Wahlhelfern, möchte ich heute mal etwas pragmatischer werden, und ein paar Tipps geben, wie ihr als Wähler ganz konkret mithelfen könnt, die Auszählung zu beschleunigen.
Es gibt nämlich ein paar Dinge, die das Auszählen ungemein erleichtern.
- Macht eure Kreuze groß und deutlich. Es macht gar nichts, wenn sie ein bisschen über die Kreise hinausgehen. Kreuze, bei denen der Stift nur so gerade das Papier berührt, sind viel schwerer zu sehen. Und wenn man auf den allerersten Blick sieht, wo ihr euer Kreuz gemacht habt, geht das zählen natürlich viel leichter.
- Wenn ihr eure fünf Kreuze nicht alle bei einem Wahlvorschlag (Liste oder Kanditat) macht, dann macht sie immer so weit links in der jeweiligen Zeile wie möglich. Es kann sehr irritierend sein, wenn der erste und der letzte Kreis angekreuzt ist, und die dazwischen nicht.
- Wenn ihr aus Versehen ein falsches Kreuz gemacht habt, streicht das nicht durch, und wählt anders, sondern holt euch im Wahllokal beim Urnenvorstand einen neuen Stimmzettel. Über alle Stimmzettel in denen rumgestrichen wurde müssen wir einzeln abstimmen. (Den alten Zettel müsst ihr vor den Augen des Urnenvorstands im Wahllokal zerstören, dann bekommt ihr einen neuen).
- Schreibt nichts auf den Zettel drauf, wenn ihr gültig wählen wollt! Jede Kennzeichnung die den Zettel identifizierbar macht -und dazu gehört eure Handschrift- macht den Zettel ungültig!
- Wenn ihr einen Stimmzettel absichtilich ungültig machen wollt, gebt entweder einen Leeren ab, oder, noch besser, macht das deutlich kenntlich, indem ihr z.B. auf der ersten Seite alles durchstreicht. Dann können wir den nämlich gleich aussortieren, und zu den ungültigen tun.
- Auch wenn ihr ungültig wählen wollt, beschreibt nicht die leeren Seiten am Ende. Es ist doof, wenn man den ganzen Wahlzettel durchguckt, um dann am Schluß festzustellen, ätsch-bätsch war nix.
- Versucht zu vermeiden, die Seiten zu verknicken. Die lassen sich zwar leicht wieder glattstreichen, aber wenn man das bei 487.000 Zetteln machen muss, summieren sich die 1,5 Sekunden die das dauert zu einer erheblichen Zeit.
All das müsst ihr natürlich nicht beachten, eure Stimmen werden trotzdem gezählt. Aber wenn ihr beim Abgeben eurer Stimmen daran denkt, macht ihr den Wahlhelfern die Arbeit bedeutend leichter, und tragt so zu einem schnelleren Wahlergebnis bei.
Der Welt Lohn
Wie seit vielen Jahren jedes Mal, arbeite ich auch während der Bürgerschaftswahl als ehrenamtlicher Wahlhelfer.
Ich habe mir, da die Auszählung aufgrund es komplizierten Bremer Wahlrechts sehrt lange dauert, extra Urlaub genommen, und bin damit bei weitem nicht der Einzige.
Dass die Auszählung der Stimmen von den Bürgern selbst durchgeführt wird, ist meiner Meinung nach eine Kernfunktion in einer Demokratie. Das Ergebnis muss transparent ermittelt werden, und jeder Wahlberechtigte muss das kontrollieren können. Das ginge nicht, wenn es z.B. an eine Firma “outgesourced” würde.
Freihandfotografie
Ich experimentiere seit einiger Zeit damit herum, mein Teleskop auch zur Astrofotographie zu nutzen. Dazu steht ein längeres Projekt im Raum, bei dem ein Raspberry Pi samt Kamera zum Einsatz kommen soll, um Bilder zu machen.
Um zu gucken, wie das ganze aussieht, wenn man mit einer einfachen CCD-Kamera vor dem Objektiv ein Bild schießt, habe ich gestern mal die Kamera von meinem Handy vor das Teleskop gehalten.
Für die widrigen Bedingungen, ist das ganze ganz gut geworden. Das Seeing war eher mäßig, und die Aufnahme ist durch das Teleskop am offenen Fenster entstanden (jeden Hobbyastronomen wird es bei der Vorstellung gruseln, die Luftbewegung durch den Temperatur unterschied zwischen drinnen und draussen, machen scharfe Bilder fast unmöglich).
The Idiots Lantern
Can you hear me, are you listening, has your programme disappeared? I can see you, I am watching you, I’ve been planning this for years. I have blacked out you television, every station in the world is mine, And there are millions who are just like you as you sit there, paralysed! I have some orders which you will follow, and there’s nothing you can do, ‘Cos as you’re looking at your T.V. screen, I am looking back at you.
Logik der Gewalt
Nach den fürchterlichen Morden an den Redakteuren des französischen Satiremagazins Charlie Hebdo gestern ist viel gesagt und geschrieben worden. Leider auch viel Unsinn. So hat die CSU es gerade einen Tag lang ausgehalten pietätvoll die Klappe zu halten, bevor sie die Tragödie für ihre Forderung nach der Wiedereinführung der Vorratsdatenspeicherung aus der Mottenkiste geholt hat. Der CSU-“Sicherheitsexperte” Hans-Peter Uhl fordert dazu gleich auch noch ein Sondergesetz im Strafrecht, dass es erlaubt Menschen zu bestrafen, die beabsichtigen “das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören”; und sei es duch ihre bloße Existenz.
Das BKA und die Hacker
Ursprung
Vor ein paar Tagen wurde ich auf eine kleine Anfrage des Linken Bundestagsabgeordneten Hubertus Zdabel aufmerksam gemacht. Zdabel hatte sich nach dem Stand eines vom Bundeskriminalamt initiierten Forschungsprojekts zum Thema Hacktivismus erkundigt. Das BKA will dabei offenbar überhaupt erstmal herausfinden was es mit dem Begriff überhaupt auf sich hat, und welche Wege es hat, gegen dieses Phänomen vorzugehen.
Leider liegen die Ergebnisse der Studie noch nicht vor; obwohl laut der Anfrage das Projekt seit dem 2. Januar 2013, also seit fast zwei Jahren, seine Arbeit aufgenommen hat, rechnet man wohl nicht vor Ende 2015 mit Ergebnissen.
Ich weiß wo Du letzen Sommer gewesen bist
Noch kurz vor der Bundestagswahl hat unsere Kanzlerin die Einführung eine PKW-Maut kategorisch abgelehnt. Das war so ziemlich die einzige konkrete Aussage, zu der sich Frau Merkel während des Wahlkampfes hat hinreißen lassen. Wie sich herausstellt, war das gelogen.
Erinnern wir uns: Die CSU hatte die Einführung einer PKW-Maut zur Bedingung für einen Koalitionsvertrag gemacht. Im wesentlichen war dies ein wahltaktisches Manöver, denn zeitgleich zum Bundestagswahlkampf standen auch Landtagswahlen in Bayern an, und zum bayrischen Wahlkampf gehört seit jeher, das Herausstellen der eigenen Wichtigkeit, zum anderen hilft dem Wahlkämpfer stets der Appell an niedere Instinkte beim Wähler. Das ist in Bayern nicht anders als anderswo.
Das Ende von allem, oder so
Über die diesjährige Preisverleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels an Jaron Lanier ist ja schon viel geschrieben worden. Auch über die etwas merkwürdige Laudatio von Martin Schulz.
Am Sonntag hat dann der Redakteur Michael Hanfeld einen Kommentar zu Lanier’s Würdigung verfasst, der irgendwo zwischen “die sind alle so gemein” und “früher war aber mehr Lametta” pendelt, und schon ob seines salbungsvollen Predigttons schwer zu verdauen ist.
Muriel hat einen sehr treffenden Blogbeitrag dazu veröffentlicht, den zu lesen ich euch sehr ans Herz lege.
Der Erste Weltkrieg findet nicht statt -jedenfalls nicht im Fernsehen
Heute vor genau 100 Jahren begann, mit dem Einmarsch der deutschen Truppen in Belgien, der erste Weltkrieg. Einen Tag nachdem die deutsche Reichsregierung Frankreich den Krieg erklärt hatte.
Zur Erinnerung an den Kriegsausbruch, und im Gedenken an die gefallenen Soldaten, finden überall in Europa Gedenkfeiern statt, so auch auf dem Militärfriedhof in Saint-Symphorien in Belgien. Auf dem Friedhof sind britische und deutsche Soldaten begraben.
Das Besondere an diesem Ereignis ist, dass neben Staatsoberhäuptern aller beteiligten Nationen, darunter unser Präsident, auch die Nachfahren der Soldaten da sind.
I Should Fly
Es ist schon echt krass! Seit 76 Jahren werden wir belogen!
Es wäre eigentlich so einfach: Vor 76 Jahren entdeckte Albert Hofman eine geradezu wundersame Substanz: Lysergsäurediethylamid, auch LSD genannt. Unzählige Menschen die den Wunderstoff ausprobiert haben, berichten von seiner wunderbaren Wirkung. Denn LSD verleiht Flügel!
Hunderte von LSD-Nutzern berichten davon, dass sie nach Einnahme der Wundersubstanz fliegen konnten. Ganz einfach so. Schon in geringsten Mengen kann die Substanz einen Menschen in die Luft erheben. Man fliegt, nur gelenkt durch seine Gedanken zu jedem Ort den man erreichen will!
The Unlearning Channel
Seit dem 4.4. gibt es in Deutschland einen neuen privaten Fernsehsender. Der Name dieses neuen Programms ist auf den ersten Blick vielversprechend: TLC heißt das Programm, das steht (oder besser: stand) für The Learning Channel. Das klingt erstmal interessant, nach Fernsehen mit Bildungsauftrag. Nach eigener Ankündigung richtet sich der Sender vor allem an Frauen zwischen 20 und 49.
Wer jetzt aber spannende Dokumentationen oder ein feministisch angehauchtes, politisches Programm erwartet, sieht sich getäuscht. TLC ist ein US-amerikanisches Kabelnetzwerk, dass international vor allem für die Sendung Toddlers & Tiaras bekannt ist, einem Trash-Format in dem drei bis sechsjährige Kinder gezeigt werden, die von ihren überambitionierten Müttern zu Kinder-Schönheitswettbewerben gezerrt werden.
Das Ende der Vorratsdatenspeicherung?
Der Europäische Gerichtshof hat heute das lang erwartete Urteil zur Vorratsdatenspeicherung gesprochen. In seiner Entscheidung stellt das Gericht fest,
…,dass der Unionsgesetzgeber beim Erlass der Richtlinie 2006/24 die Grenzen überschritten hat, die er zur Wahrung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit im Hinblick auf die Art. 7, 8 und 52 Abs. 1 der Charta einhalten musste.
Das ist ein wichtiger Sieg der Bürgerrechte im Kampf gegen die Vorratsdatenspeicherung. Das Gericht folgt im wesentlichen der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts von 2010, und sieht die verdachtsunabhängige Speicherung von Daten als schweren Eingriff in die Rechte der Bürger, der nur unter ganz besonderen Umständen gerechtfertigt sein kann.
Alter Wein in alten Schläuchen
Vor nunmehr fast 10 Jahren hat die damalige Bundesregierung versucht, das Luftsicherheitsgesetz (LuftSiG) zu reformieren. Im Rahmen der Bemühungen um den Einsatz der Bundeswehr im Inland wollte die damalige Bundesregierung das Recht festschreiben, mit militärischen Mitteln entführte Flugzeuge präventiv abschießen zu dürfen.
Als Begründung wurden, mal wieder, die Anschläge vom 11.09.2001 in New York genannt. Man wolle, so die Argumentation, verhindern, dass Terroristen ein entführtes Flugzeug in ein Gebäude steuern könnten.
Das Bundesverfassungsgericht hatte den entscheidenden §14 Abs. 3. in seiner Entscheidung vom 15.02.2006 im vollen Umfange für mit der Verfassung unvereinbar erklärt. Hierbei wurden unter anderem zwei Gründe genannt: Zum einen argumentierte das Bundesverfassungsgericht, dass der Einsatz militärischer Mittel nach Artikel 35 GG ausgeschlossen ist. Vielmehr kann die Bundeswehr im Inneren nur zur Nothilfe bei Naturkatastrophen und Unglücksfällen eingesetzt werden. Hierzu bedarf es eines Beschlusses des Bundestags.
Tag gegen die Totalüberwachung
Bislang habe ich hier ja noch nicht so viel über den sog. “NSA-Skandal” geschrieben. Nicht weil es mit nicht wichtig wäre, sondern vor allem weil mir derzeit schlicht die Worte fehlen, angesichts des Ausmaßes und vor allem der Unverfrorenheit mit der sich Regierungen und Behörden über die noch so grundlegenden Prinzipien unserer Zivilisation hinwegsetzen.
Heute hat die Electronic Frontier Foundation zum internationalen Tag gegen die Totalüberwachung aufgerufen. Unter dem Motto The Day We Fight Back soll es heute weltweit Proteste, Demonstrationen und Veröffentlichungen geben. Hier in Deutschland bleibt es gerade überraschend ruhig, was wohl der Tatsache geschuldet ist, dass in Deutschland die Revolution ja bekanntermaßen ausbleibt, weil das Betreten des Rasens verboten ist.
Platte mit Sprung
Normalerweise ist es ja wesentlich angenehmer morgens vom Radiowecker geweckt zu werden, als von einem piependen Alarmton. Hat man allerdings Deutschlandfunk als Sender eingestellt, kann man auch ein böses Erwachen erleben.
Zum Beispiel wenn einen ein Interview mit dem innenpolitischen Hardliner der CDU, Wolfgang Bosbach, aus den Träumen reißt. Bosbach tritt seit Jahren als kompromissloser Verfechter der Vorratsdatenspeicherung auf. Befragt wurde er zu der Entscheidung von Justizminister Heiko Maas, einstweilen keinen Gesetzesvorschlag zur Vorratsdatenspeicherung vorzulegen, sondern stattdessen zunächst die Entscheidung des EuGH zur Richtline zur Vorratsdatenspeichrung abzuwarten.
Alles Nazis – überall
Der MSPr0 hat in seinem Blog einen Rant über die FSA am letzten Samstag geschrieben. Die einzelnen Kritikpunkte zur Veranstaltung kann nicht wirklich beurteilen, ich bin dieses Jahr nicht dabei gewesen, weil ich dieses Wochenende noch damit beschäftigt war, wieder auf der richtigen Straßenseite zu fahren.
Neben diversen Sachen, die MSPr0 ankotzen stört er sich an dem Datenkraken:
Klar, die Datenkrate der Digitalcourage, die immer noch nicht verstanden hat, was struktureller Antisemitismus ist, durfte nicht fehlen.
Wahlbetrug in Deutschland?
Die Alternative für Deutschland rüstet sich verbal scheinbar schon mal dafür, am 22. September an der 5%-Hürde zu scheitern. Auf Facebook und anderen werden unter anderem Links wie dieser verbreitet, die belegen sollen, dass in Deutschland in großem Stil Wahlbetrug betrieben wird, um den Einzug misliebiger Parteien (als solche sieht sich die AfD) in das Parlament zu verhindern.
Nun ist es unbestreitbar so, dass die Briefwahl fehleranfälliger ist, als die Wahl im Wahllokal. Sie ist auch nur als Notmöglichkeit vorgesehen, die Bürger nutzen können, die aus irgendwelchen Gründen nicht selber zur Wahl gehen können.
Warum verschlüsselung nicht funktioniert – und warum wir es trotzdem tun sollten
Helge Städtler hat gestern in seinem Blog einen Rant geschrieben, in dem es in wesentlichen darum geht, wieso Verschlüsselung nicht funktioniert, und die Nerdkultur irgendwie schuld daran ist. Auch wenn ich ihm in einigen Punkten zustimme, will ich das nicht ganz unwidersprochen lassen.
Städler führt im wesentlichen zwei Argumente ins Feld:
- Verschlüsselung funktioniert nicht, weil sie zu kompliziert ist, und sie deswegen keiner nutzt.
- Verschlüsselung löst das Problem nicht, weil es sich um ein gesellschaftliches bzw. politisches Problem handelt, und man solche Probleme nicht mit Technik lösen kann.
Das erste Argument hat meine Zustimmung: Verschlüsselung ist kompliziert. Es handelt sich immerhin um hoch-komplexe mathematische Verfahren, die in der Tat für den Laien nicht leicht nachzuvollziehen sind. Dass das in der Praxis dazu führt, dass Verschlüsselungssoftware umständlich zu handhaben ist, ist t keine Entschuldigung. Städtlers Forderungen nach Transparenz und Einfachheit gleichzeitig sind allerdings unerfüllbar. Städtler schreibt:
Im Neuland
Das Internet ist für uns alle Neuland
Diesen denkwürdigen Satz hat Bundeskanzlerin Angela Merkel gestern beim Staatsbesuch von US-Präsident Barak Obama gesagt.
Zwanzig Jahre nach Helmut Kohls Feststellung Datenautobahnen seien Ländersache, bleibst festzustellen, dass die Bundesregierung immer noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen ist, und es am Willen mangelt, sich mit netzpolitischen Themen auseinanderzusetzen.
Die Reaktion im Netz kam prompt, und erwartbar: Unter dem Hashtag #Neuland werden jede Menge mehr oder minder lustige Sprüche über Merkel ausgetauscht. Hohn uns Spott seitens der Netzgemeinde werden laut.
Rassismus “Rassismus” nennen, und trotzdem weiterdenken
Achtung: Dieser Beitrag enthält Beispiele für rassistische Sprache und Schilderungen körperlicher Übergriffe!
Ich bin in der vergeangenen Woche über einen Beitrag von Anatol Stefanowitsch im Sprachlog gestolpert, der mich etwas nachdenklich gemacht hat. Die Süddeutsche Zeitung hatte über einen Fall berichtet, bei dem vier Marinesoldaten einen Vorgesetzen aus seiner Koje geholt haben, ihn mit Klebeband und Spanngurten an einen Tisch gefesselt, und dem Mann, der Deutscher ist, aber Thailändische Vorfahren hat, unter anderem den Spruch “Hier wohnen die Mongos” auf den Körper gemalt hatten.
Elektronischer Nachzehrer
Der Bremer Weser-Report, das nach eigenen Angaben auflagenstärkste Anzeigenblatt in Bremen, hat im redaktionellen Teil in der heutigen Aufgabe mit einem Bericht über ein Kunstprojekt aufgemacht, für das der Bremer Kunststudent Dennis Siegel den Kunstpreis der Hochschule für Künste in Bremen bekommen hat.
Das Projekt heißt Electromagnetic Harvester, und es handelt sich dabei um ein Gerät, dass elektromagnetische Strahlung auffängt, und die Energie verwendet um einen Akku aufzuladen. Laut Webseite will Siegel damit auf die allgegenwart elektrischer Systeme in unserer Gesellschaft hinweisen, und deren Bedeutung herausstellen. Für ein Kunstprojekt ist die wachsensde Technisierung unserer Welt und der Umgang damit, ein dankbares Thema.
Youth of today
Manchmal ist die Welt besser als man denkt. Noch letzte Woche habe ich mal wieder vor den Zeitschriftenregalen im Supermarkt gestanden, und mich gewundert. Darüber für wie blöd die Verlage offenbar ihre Leser halten. Besonders wenn man mal in einer der sog. “Frauenzeitschriften” blättert. “Interessieren sich Frauen wirklich ernsthaft für den Blödsinn, der da drin steht?” frage ich mich dann immer. Nun gibt es bestimmt Frauen, die sich für Mode und Starklatsch interessieren (es gibt ja auch Männer, die sich für Fußball und Autos interessieren, und das ist genauso Klischee). Die ZDF-neo Redakteurin Inga Weßling hat in einem launigen Beitrag neulich versucht die “Beauty und Wellnesstipps” aus solchen Zeitschriften mal auszuprobieren. Leider fehlten mir da etwas die kritischen Worte zu all dem esoterischen Unfug, der in diesen Zeitschriften steht. Die Journalistin Magarete Stokowski vermeinte in der taz bereits eine faschistische Grundhaltung in solchen Zeitschriften auszumachen. Das halte ich für zu viel Ehre, angesichts des hirnlosen Blödsinns der den Großteil des Inhalts ausmacht, aber das Prädikat sexistische Kackscheiße verdienen die meisten Zeitschriften mit Leichtigkeit.
Dieser Download ist in Ihrem Land nicht verfügbar
Gerade hat Netzpolitik.org ein Papier (pdf) der Musikindustrie veröffentlicht, dass eigentlich geheim bleiben sollte. Laut dem Artikel bei Nettzpolitik wurde das Papier versehentlich veröffentlicht.
Eigentlich steht da auch nichts drin, was wir nicht schon längst wüssten. Die Wunschliste der Musikindustrie umfasst von Netzsperren bis Deep Packet Inspection und Klarnamenzwang alles was die feuchten Überwachungsträume hergeben.
Eines findet sich in den Papieren allerdings nicht: Die Forderung nach kundenfreundlichen Plattformen für Menschen, die sich Musik auf legalem Wege beschaffen wollen.
Replik auf einen offenen Brief
Sehr geehrte Tatort-Autoren,
Ich habe lange überlegt, ob ich auf ihren polemischen offenen Brief überhaupt antworten soll (das meine Überlegungen gelesen werden, davon gehe ich im Moment auch nicht aus, Sie werden sicher gerade mit Post überschwemmt).
Mich hat Ihr Schreiben, bei allem Verständnis für Ihre Sorgen, zunächst mal verärgert. Ich frage mich selber, warum ich mich von Ihrem Text, und vergleichbaren Texten so angegriffen fühle. Auf den ersten Blick brauche ich mir den Schuh gar nicht anzuziehen, ich lade keine Filme oder Musik bei Rapidshare herunter, sondern bei Amazon.de, und lese Bücher auf gedrucktem Papier. Ich bezahle sogar ganz brav meine Rundfunkgebühren, obwohl ich eigentlich gar kein Fernsehen schaue. Trotzdem fühle ich mich von Ihrem Schreiben angesprochen.
Im Schatten des Vampirs
Gestern hat unsere Koalition beschlossen, das bereits 2009 in die Koalitionsvereinbarung eingefügte Leistungsschutzrecht für Presseverleger in Gesetzesform zu gießen. Wenn das so durchkommt wie von den Verlegern und der Bundesregierung vorgesehen, müsste ich für den Link auf Kai Biermanns lesenswerten Kommentar in der Zeit wohl bald tief in die Tasche greifen. Das zitieren und Verlinken von Presseartikeln soll nämlich, geht es nach den Plänen der Koalition, bald kostenpflichtig werden.
Schlimmer noch: Da durch ein Leistungsschutzrecht nicht mehr die Schaffung des Artikels an sich, sondern der Inhalt einer Meldung schützbares Rechtsgut wird, kann letztlich derjenige, der den umgefallenen Blumenkübel als erstes meldet, von allen anderen Geld verlangen. Auf die nächste Abmahnwelle gegen kleine Seiten und Blogs darf man sich also schon freuen.
Nach Nazi-Bafög nun die Nazi-Datei
Die Morde der rechtsradikalen Terrorgruppe NSU haben das ganze Land tief erschüttert. Neben der Tatsache, dass Rechtsradikale sich inzwischen so sicher fühlen, dass sie Morde begehen schockiert die Tatsache dass die Gruppe um Uwe Mundlos 12 Jahre lang völlig ungehindert morden konnte, ohne dass die Ermittlungsbehörden auch nur den geringsten Hauch einer Ahnung hatten, was da vor sich ging.
Und was fällt der Regierung dazu ein? Eine Nazi-Datei, so wie wir auch schon eine Gewalttäterdatei Sport haben, und eine Anti-Terror-Datei.
NEIN-sagen zu ACTA
La Quadrature du Net haben ein Video online gestellt, in dem sie uns alle aufrufen unseren Vertretern im EU-Parlament zu sagen, dass sie gegen das ACTA-Akommen stimmen sollen.
Diesem Aufruf ist wenig hinzuzufügen:
Wissenschaft vor Gericht
Von den deutschen Medien weitgehend unbeachtet, spielt sich in Italien derzeit ein Skandal ab, der in Zukunft große Auswirkungen auf die Freiheit der Wissenschaft haben könnte.
Am 6. April 2009 ereignete sich in der italienischen Region Abbruzzen ein verheerendes Erdbeben. Mit einer Stärke von 6,3 auf der Momenten-Magnitude (5,8 auf der Richterskala ) war es das heftigste Beben in der Region seit dem Beben von Assisi im Jahre 1997. Am heftigsten traf das Beben die Stadt L’Aquilia und die umgebenden Ortschaften. Das Hypozentrum des Bebens befand sich nur 5 Kilometer vom Zentrum L’Aquilas entfernt in etwa 8,8 Kilometer Tiefe.
Cautio Criminalis
Seit dem Urteil, das Magnus Gäfgen €3.000 Schadenersatz wegen der Folterandrohung zuspricht, wird in Deutschland wieder über Folter diskutiert. Zum einen darüber, ob es richtig ist, einem Menschen Schadenersatz zukommen zu lassen, oder nicht, zum anderen darüber, ob es nicht vielleicht gerechtfertigt ist, jemanden, der einer Tat wie der Entführung eines Kindes verdächtig ist, zu Foltern.
Die Diskussion über den Sinn von Folter ist nicht neu, und manche Dokumente sind von erschreckender Aktualität. Ich habe aus diesem Anlass beschlossen, einen Text zu veröffentlichen, den eigentlich jeder, der über Rechtsstaatlichkeit und Folter als Ermittlungsmethode spricht, gelesen haben sollte: Die Friedrich Spee von Langenfeld. Als Traktat gegen die Praxis der Hexenprozesse leitete es 1631 das Ende der Hexenverfolgungen in Europa ein. Ersetzt man die Worte Hexe und Zauberey durch moderne, wie Terror oder Islamismus, wird einem schnell deutlich, wie wenig der Text an Aktualität eingebüßt hat.
Gedanken zum “Folterskandal” um Magnus Gäfgen
In den letzten Tagen ist einiges passiert, was die deutsche Volksseele aufgebracht hat. Zuerst waren da die Anschläge in Norwegen, die deutsche Politiker mit Forderungen nach Listen auffälliger Personen und anderer Einschränkung von Freiheitsrechten beantworteten, noch bevor sie überhaupt wussten was passiert war. Bei Facebook wurde flugs die Gruppe Todesstrafe für Anders Breivik gegründet (die es inzwischen nicht mehr gibt). Das Zementblog hat ein paar der Forderungen zusammengetragen, und einen sehr lesenswerten Kommentar dazu geschrieben. In den Kommentaren bei Facebook finden sich dann Kommentare wie dieser (danke an das Zementblog für das sammeln der Zitate):
Zu den Attacken in Norwegen
Aktuell spricht die Presse von inzwischen schon 84 Toten allein bei dem Angriff auf der Insel Utøya. Zusammen mit den Toten von Oslo sind das jetzt 91 Todesopfer, die zu beklagen sind.
Für Norwegen ist dieses, man kann es nicht anders nennen, Massaker ein Trauma von der Größe der Anschläge vom 9. September 2001 in New York. Dennoch erscheinen die Hintergründe andere zu sein. Nach bisherigen Informationen war hier ein Einzeltäter am Werk, der offenbar aus rechtsradikalen Kreisen stammt. Es ist möglich, dass der Täter es auch auf Premierminister Jens Stoltenberg abgesehen hatte, der eigentlich nach Utøya hätte kommen sollen, und auch in Oslo ein Büro hatte, das bei dem Bombenanschlag zerstört wurde. Vergleiche zu den Anschlägen von Oklahoma City drängen sich auf.
In eigener Sache
Nachdem ich schon zuvor ein paar Probleme mit dem Serendipity Blog-System hatte, habe ich nach einem Crash heute das Blog neu aufgesetzt. Diesmal verwende ich wieder WordPress, in der Hoffung, dass es nun stabiler läuft.
In den Kommentaren ist ab sofort eine Captcha-Funktion eingebaut, was aber niemanden abhalten soll, fleißig zu kommentieren. Das Captcha ist nur wegen dem Spam. So viel, dass sich ein Askimet-Abo lohnt, ist hier noch nicht los.
86 Cent
Nachdem ich nun seit 2009 auf Daniels Blog evildaystar.de mitschreibe kommt nun plötzlich ein eigenes Blog. Wieso das?
Entstanden ist die Idee aus der Debatte um die EU-Richtline nicht mehr umgesetzt, was nach EU-Recht Strafzahlungen zur Folge hat.
Der AK-Vorrat hatte mal ausgerechnet, dass die Strafzahlungen pro Bundesbürger ca. 0,86€ pro Jahr betragen würden. Die Schweden haben sich entschieden, diese Summe aufzubringen.
Diese 86 Cent sind, so die Idee, ein geringer Preis für die Freiheit. Der Preis der Freiheit, das ist auch, glaubt man einem verbreiteten Sprichwort (das gerne Wendell Phillips stammt), ewige Wachsamkeit.